Zugegeben, optisch kann die Pastinake vielleicht nicht mit orangen Karotten, knalliger Rote Bete, blauen Kartoffeln oder gelben Ringelbeten mithalten. Aber wer will schon Schönheitskönigin sein, wenn man Alleskönnerin sein kann. Die Pastinake hat nämlich ganz schön viel drauf. Was, verraten wir Euch hier:
Die alten Römer mal wieder...
Neu ist die Pastinake nicht, tatsächlich ist sie sogar steinalt. In weiten Teilen Europas und Asiens kam die würzige Wurzel mit dem nussigen und leicht süßlichen Aroma schon in der Jungsteinzeit auf den Tisch. Die alten Römer machten sich das Wissen der Germanen um die köstlichen inneren Werte der Pastinake zu Nutze und verbreiteten sie in ganz Europa. Karl der Große schrieb im Jahr 806 seinen Untertanen gar vor, Pastinaken anzubauen, um Hungersnöte zu vermeiden. Auch im späten Mittelalter hielt Kaiser Karl IV. große Stücke auf die Pastinake. Weniger, weil sie so lecker war, sondern weil ihr Saft heilend sein sollte. So hoffte er, die Pest-Epidemien in Zaum halten zu können. Deshalb erhielt das Gemüse damals auch den Namen „Pestnacke“. Ein Tee aus der Wurzel wirkte außerdem gegen Bauchweh und Schlaflosigkeit. Das Wintergemüse legte eine steile Karriere hin. Denn der hohe Stärkegehalt machte die Wurzel besonders sättigend und einfach im Anbau. Sie konnte locker bis in den tiefen Winter auf dem Feld bleiben und sie war günstig. Pastinaken waren quasi DAS Grundnahrungsmittel über etliche Jahrhunderte hinweg.
Ein Konkurrent taucht auf: Die Kartoffel
Doch im 18. Jahrhundert tauchte plötzlich eine Neue auf. Der Name der Konkurrentin: Kartoffel. Getreu dem Motto: Alte Besen kehren gut, neue Besen kehren besser, aß plötzlich jeder Kartoffeln. Die einst so geliebte Pastinake geriet mehr und mehr in Vergessenheit. Doch das Gemüse lässt sich nicht so einfach unterkriegen. Zum Glück! Es enthält nämlich hohe Mengen an Vitamin B und C, Protein, Kalium, Eisen und Zink und eine gute Portion ätherische Öle. Pastinaken sind reich an Kohlenhydraten, sättigen und sind sehr gut verträglich. Ihr süßliches Aroma intensiviert sich dazu bei kalten Temperaturen. Kurzum: Ein perfektes Wintergemüse für Groß und Klein, sogar für Babys!
Neu entdeckt und nie wieder vergessen
Vor rund 20 Jahren erinnerten sich die Menschen plötzlich wieder an die kegelförmige, elfenbeinfarbene Rübe. Heimische altes Gemüsesorten, die schon unsere Großmütter kannten, wurden immer gefragter. Die Pastinake konnte wieder glänzen. Sie lässt sich vielseitig zubereiten; ähnlich wie Karotten schmecken sie roh, gedünstet, gebacken und gekocht. Dass sie auch noch kalorienarm ist, erfreut zusätzlich.
Und so kannst du sie zubereiten:
- Stückig oder fein püriert als Suppe und in Currys
- Zusammen mit Kartoffeln als würziges Püree, pikant abgeschmeckt mit etwas Chili
- Roh geraspelt mit Möhren als Salat mit etwas Sesamöl und geröstetem Sesam
- Mit roter Bete, Süßkartoffel, Karotten und Petersilienwurzel mit etwas Olivenöl und Meersalz im Ofen gebacken und mit Thymian gewürzt
- Hauchdünn gehobelt und frittiert oder gebacken als Chips mit rauchiger Paprika abgeschmeckt
- Gedünstet als Gemüsebeilage mit etwas Knoblauch zu Rind-, Wild- und Geflügelgerichten
Beim Einkaufen solltet ihr darauf achten, dass die Schale glatt und fest ist und die Wurzeln sich fest anfühlen. Kleinere Wurzeln haben das zartere Aroma, für deftige Eintöpfe können es aber gern größere Pastinaken mit herberem Geschmack sein. Zuhause packt ihr die Wurzeln ins Gemüsefach des Kühlschranks – dort bleiben sie locker zwei Wochen knackig und ansehnlich.
Fun Facts
Auch wenn die Pastinake wahrscheinlich nie zur Schönheitskönigin gewählt werden wird, ausgezeichnet ist sie trotzdem: 2011 und 2012 kürte man sie zum „Gemüse des Jahres“. Und: Früher stellten die Menschen sogar Wein und Bier aus der Wurzel her. Alles gute Gründe, beim nächsten Einkauf ein paar Pastinaken in den Korb zu packen.