Magazin | 02.09.2019

Esskultur 2020: Speist du noch oder snackst du schon?

Was essen wir und vor allem wie, wo und wann? Mit ihrem alljährlichen Food Report 2020 gibt die österreichische Ernährungswissenschaftlerin und Foodtrendforscherin Hanni Rützler regelmäßig Einblicke in unsere gegenwärtige Esskultur und die Ernährungstrends der Zukunft. Ein Schwerpunktthema im frisch erschienenen Food Report 2020: Snackification – die neue Lust an kleinen gesunden Mahlzeiten.

Das Ende der drei Mahlzeiten

Frühstück, Mittagessen, Abendbrot – jahrhundertelang strukturierten diese drei Hauptmahlzeiten unseren Tagesablauf und schienen genauso selbstverständlich und unanfechtbar wie die Dreieinigkeit von Vorspeise, Hauptgang und Dessert. Bis jetzt. Genauer gesagt, bis die „Snackification“ unserer Esskultur begann, diese Gewohnheiten auf den Kopf zu stellen, starren Abfolgen ihre Bedeutung zu nehmen und Platz zu machen für kreativere, offenere Essmöglichkeiten.

Das Phänomen der „Snackification“ ist dabei eine logische Folge der sich wandelnden Gesellschaft: Da wir immer mobiler, flexibler und spontaner werden, müssen sich auch unsere Mahlzeiten an diesen Lebensstil anpassen – also zwischendurch und „On the Go“ als kleine Portion genießbar sein.

Wer dabei vor allem an Müsli-, Schokoriegel und Knabberkram denkt, hat weit gefehlt! Denn: Derzeit hat jede Speise das Potential, zur Mini-Mahlzeit zu werden, egal, ob eine Falafel mit Hummus, eine Suppe oder ein Nuss-Frucht-Mix.

Dieser Trend stellt natürlich auch den Lebensmittelhandel, Lieferservices und die Gastronomie vor ganz neue Herausforderungen.

Rollentausch auf dem Teller

Denn auch für Fast Food gilt: Die Hauptrolle spielt laut Expertin Rützler nicht mehr das schnelle Sattwerden. Wir geben uns ganz bewusst immer weniger mit laffen Burgern und Industrie-Pommes zufrieden, sondern erwarten auch von Mini-Mahlzeiten, dass sie qualitativ hochwertig, frisch und gesund sind.

Kein Wunder also, dass hochwertige Proteinlieferanten wie Quinoa, Hülsenfrüchte (z.B. Linsen, Kichererbsen oder Bohnen), Pilze, Tofu, Kräuter und Samen von bloßen Beilagen zu den neuen Stars auf dem Teller avancieren und Fisch und Fleisch die Show stehlen.

Auf unsere veränderten Ansprüche und Vorlieben reagieren Gastronomen inzwischen bereits mit neuen Konzepten und Speisekarten: Trend-Foods wie hawaiianische Poké-Bowls oder Ramen, eine japanische Nudelsuppe auf Brühe -Basis mit viel knackigem Gemüse, sorgen für Abwechslung beim Auswärtsessen.

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Frischer (Küchen)Wind durch gesellschaftlichen Wandel

Doch auch dem heimischen Kochverhalten attestiert die Trendforscherin einen Wandel auf dem Herd.

Schließlich hat sich in den vergangenen Jahren gesellschaftlich so einiges getan: Einerseits arbeiten wir anders als noch um die Jahrtausendwende herum (z.B. flexiblere Arbeitszeiten, Home-Office) und der Anteil an Singlehaushalten, Patchwork-Familien und (berufstätigen) 

Alleinerziehenden wächst stetig. Andererseits bringt die Globalisierung neue und zusätzliche Essgenüsse auf unsere Tische – von Speisen wie Mezze, Sushi oder Tapas bis hin zu bislang hierzulande eher unbekannten exotischen Lebensmitteln.

Hinzu kommen neue und gewandelte Ansprüche an Qualität, Herkunft, Vielfalt und Gesundheitsnutzen von Nahrungsmitteln, unter anderem genährt von persönlichen Geschmackspräferenzen, Lifestyle-Diäten und Ess-Ideologien.

Dazu passt das individuelle und nicht mehr an starren Zeiten und Mahlzeiten orientierte Snacking-Konzept natürlich ganz wunderbar. Wir sind gespannt auf die weitere Entwicklung.

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